Im Interview mit PROvendis berichtet Erfinder Prof. Dr. Björn Bachmann, wie die Erfindung entstanden ist und welche Erfahrungen das Erfinderteam bei Patentierung und Vermarktung des Geräts gesammelt hat.
Wie entstand die Idee zu der Erfindung und welche Motivation steht dahinter?
Prof. Bachmann: Der Vorgang der Transplantatimplantation und Entfaltung ist ein kritischer Schritt bei der DMEK. Das DMEK-Transplantat ist eine ca. 15 µm dünne Scheibe, die in Flüssigkeit spontan in eine Rollenform übergeht. Ein wesentlicher Bestandteil der Operation ist die Entrollung des Transplantats, nachdem es in das Augeninnere, die Augenvorderkammer eingeführt wurde. Hierbei besteht ein hohes Risiko, die Hornhautendothelzellen der Spenderschicht zu schädigen, was zu einem Transplantatversagen führen kann. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass das Transplantat in falscher Orientierung an die Empfängerhornhaut angelegt wird, was einem Transplantatversagen gleichkommt. Die Idee für ein optimiertes Design eines DMEK-Injektors kam bereits in der frühen Phase der Einführung der DMEK-Technik auf, in der wir die Standardisierung der Transplantationstechnik vorangebracht haben.
Was ist das Besondere an der Erfindung?
Prof. Bachmann: Die Erfindung ermöglicht die Teil-Entfaltung des Transplantats während des Implantationsvorgangs. Allen Injektionssytemen ist gemein, dass sie am Ende eine Zylinderform mit einem Öffnungsdurchmesser haben, der dem Transplantat ermöglicht, als Rolle ohne größere Schädigung der Endothelzellen über eine sehr kleine Öffnung in der Hornhaut in die Vorderkammer des Auges hineinzugleiten. Das Besondere an unserer Erfindung ist, dass durch Leitungsstrukturen im Öffnungsbereich des Injektionssystems die Orientierung des Implantats gewährleistet wird und gleichzeitig eine Öffnung der Rolle erreicht wird. Die geführte Implantation der hauchdünnen und hochsensiblen Membran würde das nachträgliche Manipulieren mit Instrumenten im Auge deutlich reduzieren und damit auch operative Traumata beim Patienten. Durch die innovative Führung wäre es auch Chirurgen möglich, die noch keine intensive Erfahrung mit dem Verfahren haben, den Eingriff sicher durchzuführen und die DMEK als Operationsmethode breiter in die Anwendung zu bringen.
Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Ihre Erfindung schutzrechtlich sichern müssen?
Prof. Bachmann: Die Entscheidung, ein Patent einzureichen, kam nach Beratung mit unserer Drittmittelverwaltung. Nach ersten Skizzierungen unserer Produktidee waren wir an einen Punkt gelangt, an dem wir Hilfe externer Dienstleister für die weitere Designentwicklung und Herstellung erster Prototypen benötigten. Um die Rechte an der Erfindung zu sichern, wurde uns nach Prüfung durch unsere Patentverwertungsagentur PROvendis und in Absprache mit dem Uniklinikum zum Einreichen einer Patentanmeldung geraten.
Welche Unterstützung haben Sie durch PROvendis erfahren?
Prof. Bachmann: PROvendis hat in Kooperation mit einem Patentanwalt den kompletten Prozess von diesem Zeitpunkt an begleitet: Von vorliegenden Skizzen zur Designidee bis zur fertigen Patentanmeldeschrift über den Prüfprozess mit den Patentämtern bis zu erteilten Patenten.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Vermarktungsprozess gewonnen?
Prof. Bachmann: Mit Unterstützung von PROvendis haben wir Gespräche mit interessierten Unternehmen geführt, die gerne einen bereits fertigen DMEK-Injektor vertreiben würden. Der Injektor-Prototyp ist jedoch in einem frühen Entwicklungsstadium, die Umsetzung in einen klinisch anwendbaren Prototypen ist technisch aufwendig. Das heißt wir brauchen jetzt finanzielle Mittel und wir sind auf externe Expertise in der Herstellung eines Medizinproduktes aus Kunststoff angewiesen. Viele Unternehmen schreckt die beachtliche Investition nicht nur in die Herstellung eines Prototypen aber besonders auch in die Zertifizierung und Marktzulassung von Medizinprodukten ab. Auch die Möglichkeiten, Fördermittel für die Weiterentwicklung einzuwerben ohne einen klinisch einsetzbaren Prototypen beschränkt – eine echte Lücke in der Förderlandschaft. Diese Erfahrungen machen deutlich, welche strukturellen Hürden im Technologietransfer medizinischer Innovationen bestehen – der Weg zur Marktzulassung ist leider sehr herausfordernd, auch wenn der Nutzen unserer Erfindung ganz klar gegeben ist. So habe ich im Prozess viel darüber gelernt, welche wirtschaftlichen Abwägungen aus der Perspektive von Firmen im Vordergrund stehen. Aktuell führen wir weiter Gespräche mit interessierten Unternehmen und hoffen, dass wir unsere Erfindung letztlich dahin bringen können, wo sie gebraucht wird: zum Patienten.