Neuer Bluttest zur Früherkennung von Verkalkungen

Biotech-Start-up CALCISCON gründet sich

Bisher war es nicht möglich, die Neigung zur Verkalkung im Körper zu bestimmen. Dieser medizinischen Herausforderung stellten sich Wissenschaftler der RWTH Aachen, unter ihnen zwei damals dort am Institut für Biomedizinische Technologien beschäftigte Schweizer Wissenschaftler. Sie entwickelten einen einzigartigen Labortest, der die Verkalkungsneigung im Blut bestimmt. Für Nieren-Patienten mit einem stark erhöhten Verkalkungsrisiko heißt das, dass diese Erfindung dazu beitragen wird, ihnen eine Früherkennung und eine an die Diagnose angepasste, personalisierte Therapie zuzusichern. PROvendis hat die Erfindung im Auftrag der RWTH Aachen erfolgreich in die Wirtschaft transferiert und damit die Grundlage für das Berner Biotech-Start-up CALCISCON geschaffen.

Weltweit leiden Millionen Menschen an Niereninsuffizienz. Die Nieren befreien den Körper neben Giftstoffen auch von überschüssigen Mineralstoffen, die sich im Körper ablagern können. Eine der häufigsten Komplikationen bei Funktionseinschränkung oder einem Funktionsverlust der Nieren stellen Gefäßverkalkungen dar, welche oftmals zum Tod führen.

Ursache für pathologische Verkalkungen generell ist ein Überangebot an so genannten pro-kalzifikatorischen Faktoren (wie Calcium und Phosphat) und ein relativer Mangel an Hemmstoffen der Kalzifizierung, wie etwa Magnesium oder Fetuin A. Bisher achtet man bei Nieren- und Dialysepatienten klassischerweise auf das Calcium-Phosphat-Produkt im Serum und verabreicht Phosphatbinder, der die Phosphataufnahme mit der Nahrung minimieren sollen. Die Aachener Wissenschaftler um Professor Jahnen-Dechent haben jedoch gezeigt, dass selbst bei einem normalen Calcium-Phosphat-Spiegel im Serum eine starke Neigung zur Verkalkung bestehen kann, wenn ein Mangel an Hemmstoffen im Serum besteht.

Mit dem neuen Bluttest (T50-Test) ist es nun möglich, das Gesamt-Verkalkungsrisiko anhand eines Blutwertes zu bestimmen. Das Ergebnis des Tests wird dem behandelnden Arzt in Zukunft erstmalig wertvolle diagnostische Werte zu diesem wichtigen Problem seiner Nierenpatienten zur Verfügung stellen und eine wertvolle Wegleitung für individualisierte Therapien sein. Vermutlich kann der Bluttest in Zukunft ebenso bei anderen verkalkungsgefährdeten Patienten (z.B. Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall) zum Einsatz kommen und den Erfolg der Behandlung dokumentieren sowie bei hohem Verkalkungsgrad Alarm schlagen. Risikopatienten könnten mit Hilfe dieses Tests zukünftig frühzeitig identifiziert werden und dank individualisierter Behandlung von einer gesteigerten Lebensqualität und Lebenserwartung profitieren.

Nachdem CALCISCON von der RWTH Aachen die Erlaubnis zur gewerblichen Nutzung der Erfindung erhalten hat, ist der T50-Test seit August 2013 auf Erfolgskurs. PROvendis verhandelte im Auftrag der Hochschule eine exklusive Lizenz an das Schweizer Biotech-Start-up CALCISCON, das sich mit der Erfindung gründete. Einer der Erfinder, Dr. Andreas Pasch, heute Oberarzt der Nephrologie am Inselspital Bern, und der CEO Michael Meier bilden das Management des erfolgreichen Start-up. Der Forschungstest wird nun für die Routinediagnostik weiterentwickelt, und soll im Inselspital Bern schon bald zur ersten klinischen Anwendung kommen.

Die dreifache Auszeichnung von CALCISCON seit der Existenzgründung zeigt, dass der Bluttest auch von der medizinischen Fachwelt als wegweisend anerkannt wird. Prämiert wurde das Start-up mit dem „Heuberger Jungunternehmerpreis 2013“, dem Venture Kick „Swiss Entrepreneur Award“ sowie den aktuell am 18. Juni vergebenen Förderpreis „de Vigier entrepreneurship Preis 2014“ der Stiftung W.A. de Vigier mit einem Preisgeld von 100'000 Franken. „Wir sehen uns in der Zukunft als Marktführer für diagnostische Tests zur Früherkennung von Verkalkungsrisiken und den entsprechenden Therapieansätzen.“, beschreibt Matthias Meier in einem Interview innerhalb des Jungunternehmerpreises die Zukunft von Calcisco. Ein Meilenstein, der für CALCISCON immer näher rückt.