Vegane, natürliche Medikamenten-Schutzhülle aus Hefezellen

16.01.2020 – Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum entwickelt Verkapselungstechnik für Wertstoffe.

Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, Ginkgoextrakt – Nahrungsergänzungsmittel boomen. Sie sind jedoch häufig in Gelatinekapseln verpackt und kommen daher für Vegetarier und Veganer nicht in Frage. Künftig lassen sich medizinische Wirkstoffe in Hefezellen verkapseln – also in einem natürlichen Material.

Auch für andere Fragestellungen, bei denen sensible oder lichtempfindliche, geruchsintensive Stoffe geschützt gelagert und transportiert werden müssen, ist die Technologie ideal. Entwickelt wurde sie vom Lehrstuhl für Verfahrenstechnische Transportprozesse der Ruhr-Universität Bochum, mit der Vermarktung ist die PROvendis GmbH in Mülheim beauftragt.

Hefezellen: Preiswertes, natürliches Verkapselungsmaterial

Genutzt werden Hefezellen, die als Nebenprodukt bei der Produktion von Bier und Bioethanol anfallen und daher günstig verfügbar sind. Obwohl sie „verbraucht“ sind, sind sie voll intakt – und somit ein ideales Verkapselungsmaterial. Kommen die Hefezellen in Kontakt mit Wasser, so werden ihre Wände durchlässig: Mittels eines Hochdrucksprühverfahrens können nun empfindliche Substanzen auf die Zellen aufgebracht werden. Wertstoffe wie beispielsweise medizinische Wirkstoffe, Aromen oder Biozide können in das Innere der Hefezelle diffundieren. Durch einen anschließenden Trocknungsprozess werden die Zellwände versiegelt, der Wertstoff ist verkapselt. So eingeschlossen sind auch sensible Stoffe sicher vor Sauerstoff, UV-Strahlung und Temperaturen bis 200°C geschützt.

Kontakt mit Wasser setzt Wertstoffe frei

Die Erfindung der Ruhr-Universität Bochum hat entscheidende Vorteile: „Sie basiert auf einem natürlichen und nachwachsenden Ausgangsmaterial, das dabei einen hohen Schutz bietet“, betont Martin van Ackeren, der bei der PROvendis GmbH für die Verwertung des Patentes zuständig ist. „Gleichzeitig ist die Verarbeitung sehr schonend. Bei niedrigen Prozesstemperaturen von unter 40 Grad Celsius können auch empfindliche Stoffe verkapselt werden.“
Vor allem in der Lebensmittel- oder pharmazeutischen Industrie sind die Schutzhüllen nutzbar: Bei gezieltem Kontakt mit geringen Mengen Wasser geben die Hefezellen den Wirkstoff ab, die Stoffe werden freigesetzt. Denkbar wäre beispielsweise ein Kaugummi, der durch den Kontakt mit Speichel und die mechanische Beanspruchung beim Kauen Wirkstoffe, ätherische Öle oder andere Wertstoffe freisetzt. Im Agrarbereich könnten Biozide durch den Kontakt mit Regenwasser gezielt freigegeben werden; in Farben, Lacken oder Tapeten könnten Biozide Schimmelbildung verhindern.

PROvendis vermarktet das Schutzrecht für die Verkapselung von Wertstoffen in Hefezellen und bietet die Technologie zur Lizenzierung, zum Kauf oder für Entwicklungskooperationen an.
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Ansprechpartner für inhaltliche Fragen:
Martin van Ackeren, ma@provendis.info

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