Fortschrittliches Fuß-Messsystem geht neue Wege

Münsteraner Existenzgründung

Über 100 Bänder und Sehnen, an die 30 Knochen und über 20 Muskeln sind im Fuß für die menschliche Fortbewegung im Einsatz. Falsches und unpassendes Schuhwerk verhindert jedoch oft die Flexibilität: die Belastung beim Gehen wird nicht gleichmäßig über den ganzen Fuß verteilt und stört somit das natürliche Abrollverhalten. Komplexe diagnostische Messmethoden, um frühzeitig Deformationen zu erkennen und Langzeitschäden möglicherweise zu verhindern, existierten in dieser Form bisher nicht. Dieser Herausforderung stellten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Peikenkamp und Thomas Stief vom Labor für Biomechanik der Fachhochschule Münster. Sie entwickelten die neuartige Methode mit dem Innensohlenmesssystem vebito – auch bekannt als bending torsion insole system (betois) - zur Ermittlung von Verbiegung und Torsion am Fuß im Schuh. Im Auftrag der FH Münster begleitete PROvendis die Erfindung ab Erfindungsmeldung bis zur Existenzgründung des Unternehmens vebitosolution GmbH und beriet die Gründerinnen darüber hinaus bei Findung und Schutz der Unternehmensmarke.

Wenn der Schuh gedrückt hat, konnte bisher nur der senkrecht auf den Fuß wirkende Druck gemessen und daraus eine Therapie abgeleitet werden. Orthopädietechniker, -schuhmacher, Podologen und Physiotherapeuten vor allem aber Orthopädie-Patienten können nun aufatmen, denn das Messsystem des Unternehmens vebitosolution ist vielschichtiger und genauer. Durch eine kabellose Übertragung der Daten via Bluetooth ist die Durchführung von Messungen sehr flexibel. Das Innovative: mit fünf Messstellen an der Fußsohle (jeweils Biegung und Torsion an Zehenendgelenken eins und fünf, Zehengrundgelenken eins und fünf, Fersenbein / Ferse) ermittelt die vebito-Sohle die Be- und Entlastung durch Schuhe oder orthopädische Hilfsmittel während der gesamten Schrittabwicklung. Die dazugehörige Software macht die Messungen als mehraxiale Betrachtungsmöglichkeit sichtbar und analysiert die Belastungssituation.

Für die beiden Wissenschaftlerinnen Nora Dawin und Miriam Altenhöfer ist „vebito“ mehr als eine Innovation aus dem Labor: es ist die Basis für ihr neu gegründetes Unternehmen vebitosolution mit einem ganzheitlichen Konzept. Denn neben der Messmethode „vebito“ bieten die Gründerinnen sowohl Workshops „vebitoLEARN“ als auch die Durchführung wissenschaftlicher Studien „vebitoMEASURE“ an.

Nach der positiven Bewertung dieser Erfindung durch die Patentvermarktungsgesellschaft PROvendis, gab die Hochschule grünes Licht für die schutzrechtliche Sicherung in Form einer Patentanmeldung. Im weiteren Verlauf beriet PROvendis die Fachhochschule Münster bei den Vertragsverhandlungen, die eine exklusive Lizenz an das Spin-Off vergab, das sich mit der Erfindung gründete. Dabei stellte PROvendis sicher, dass die wirtschaftlichen Konditionen konform mit dem EU-Gemeinschaftsrahmen gehen. Zur Entwicklung eines Prototyps erhielt die FH Münster die SIGNO-Verwertungsförderung zum Nachweis der technischen Umsetzbarkeit (Prototypenförderung).

Mit großen Schritten ging es für die beiden Gründerinnen daraufhin voran: Die Existenzgründung wurde durch das EXIST-Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ko-finanziert. Für einen optimalen Unternehmensauftritt beriet PROvendis das Unternehmen außerdem zur Findung und Schutz seiner Marke.

Spätestens seit der Vorstellung der vebitoEASY-Messsohle im Februar 2015 während der Teilnahme an der Jahrestagung für Orthopädieschuhtechnik in Osnabrück ist klar: der Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft ist geglückt. „Seitdem ist viel passiert“, freut sich Miriam Altenhöfer. „Wir sind mit vebitosolution ins GRIPS III umgezogen, in den Gründer- und Innovationspark Steinfurt, und haben uns beim HochschulWettbewerb ZukunftErfindenNRW 2015 beworben.“ Man darf auf die Zukunft der Erfindung gespannt sein, sie ist auf dem besten Weg eine echte Innovation zum Wohl der Gesellschaft zu werden.

Zur Website der vebitosolution GmbH